Die Hausziege
Ziegen gehören zu den ältesten Haustieren. Sie gehören keiner neuen Art an, sondern sind eine Subspezies der Wildform. Die Domestizierung begann vermutlich am Ende der Eiszeit, im 10. Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. In der Steinzeit war der Abkömmling der Wildformen bereits in Asien und Europa weit verbreitet. Heute ist die Hausziege fast auf der ganzen Welt zu finden.
Die Tragzeit bei Ziegen beträgt 22 Wochen. In der Regel werden 1 bis 2 Zicklein, manchmal auch Drillinge, zu Beginn des Frühjahrs geboren. Ziegen können wie Kamele auf Vorrat trinken und können so in Notzeiten dank besonderer Nierenfunktion einige Tage ohne Trinkwasser überleben. Das meist erdfarbene Fell hat zwischen groben Grannenhaaren feine Unterwolle. Das Fell schützt nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Hitze. Zwischen den Wollspitzen und der Haut kann ein Temperaturunterschied von bis zu 50° C entstehen.
Beide Geschlechter tragen Hörner. Während alle Ziegenböcke Bärte haben, kommt dies bei den weiblichen Ziegen nur gelegentlich vor. Es gibt hornlose Ziegen und welche die 2, 4, 6 oder sogar 8 Hörner tragen. Das zuverlässigste Merkmal zur Trennung zwischen Haus- und Wildformen scheint der Knochenzapfen der Hörner zu sein. Bei der Bezoarziege (der Urform) ist dieser im Querschnitt rechteckig, während er bei Hausziegen in der Regel dreieckig ist.
Schafe und Ziegen verfügen über gute Kletterfähigkeiten. In vielen Trockengebieten, wo die Weide spärlich ist, sind die Hausziegen zum Baumleben übergegangen. Sie erklettern Büsche mit flachen Kronen von etwa 3 Metern Höhe, wo sie die dornigen Zweige erreichen können. Die Wildziegen sind sehr geschickte Kletterer, sie leben in den Gebirgen West- und Mittelasiens, Europas und Nordafrikas.
Bei den Klippspringern (Oreotragus), den Gämsen, den Schneeziegen, den Steinböcken und anderen können die beiden Zehen gespreizt und dann kräftig zusammengepresst werden, so dass sie kleine Vorsprünge ergreifen und festhalten. Diese Fähigkeit versetzt die Tiere in die Lage, fast senkrechte Felswände zu bezwingen, auch wenn diese nur wenige Ansatzpunkte bietet.
Es gibt ca. 130 Ziegenrassen.
Zu den Ziegen gehören:
Steinbock Capra ibex
Von den Steinböcken, die in allen Hochgebirgen Eurasiens und Nordafrikas beheimatet sind, ist der Alpensteinbock am bekanntesten. Er ist größer als der Tur. Seine Hörner werden bis zu einem Meter lang und 15 kg schwer.
Tur Caora caucasis
Zu den Turen gehören der eigentliche Tur (Gesamtlänge 1,6 m, Schulterhöhe 75 cm) in den Höhen des Kaukasus und einige andere Unterarten in den Bergen Spaniens.
Markhor Capra falconeri
Eine Wildform einiger vorderasiatischer Ziegenrassen ist die in Turkestan, Afghanistan und Belutschistan beheimatete "Schraubenziege".
Bezoarziege Capra aegagrus
Diese Stammform der Hausziege ist von Griechenland über Klein- und Vorderasien verbreitet. Dort bewohnt sie felsige und schluchtenreiche Gebirgsgegenden, sowie Halbwüsten mit Wasserstellen, spärlichem Pflanzenwuchs und Strauchwerk. In den Bergen Kretas und in Westasien kommt sie noch reinrassig vor.
Verbreitung
Hausziegen haben ein nahezu unbeschränktes Verbreitungsgebiet. Durch ihre genetische Vielfalt und ihre verschiedenen Anpassungsformen in Grösse, Gewicht und Fellbeschaffenheit, können sie von den Grenzen der Arktis bis hin zu trockenen Wüsten und feuchten Tropen überall leben.
In der Vergangenheit war die Zahl der gehaltenen Ziegen immer mit der wirtschaftlichen Situation im Land gekoppelt. Wenn die Zeiten schlecht und die Lebensmittel knapp waren, wurde man sich der guten Dienste der Ziegen bewusst. So wurden die Spitzenpopulationen immer in den Nachkriegszeiten erreicht.
Momentan liegt der Weltziegenbestand bei ca. 500 Millionen Ziegen, deutscher Rekord war 1920 mit 5 Millionen Tieren. Die überwiegende Zahl der Ziegen in Deutschland wird in Nebenerwerbsbetrieben gehalten. Etwa 93 % der Ziegen werden in Entwicklungsländern gehalten, nur knapp 3 % in Europa.
Haltung
Ziegen sind Weidetiere und können ganzjährig im Freien leben. Die weitverbreitetste und artgerechteste Haltungsform ist die kombinierte Weide-/Stallhaltung. Wichtig vor allem im Winter ist ein zugfreier, heller Unterstand, der stets eine trockene, mit Einstreu gepolsterte Liegefläche bietet.
Ziegen haben ein intelligentes, neugieriges und besonnenes Gemüt. Sie sind Herdentiere und sollten immer den Kontakt zu anderen Ziegen pflegen können.
Ziegenmilch
Eine Milchziege gibt im Jahr durchschnittlich 800 Liter Milch. Daraus lassen sich ca. 80-100 kg Käse herstellen. Der Ziegenmilch wird heilende und schützende Wirkung nachgesagt. Schon Hippokrates empfahl die Milch der Ziege als Stärkungsmittel. Bei einer Kuhmilchallergie kann die Ziegenmilch ein hervorragender Ersatz sein. Die feineren Eiweiss- und Fettpartikel sorgen für eine leichtere Verträglichkeit.
Ziegenkäse
Milch zu schmackhaften und haltbaren Produkten zu verkäsen, hat schon eine jahrtausende alte Tradition. Sauermilchkäse war ursprünglich ein Zufallsprodukt - am Feuer oder durch Sonneneinstrahlung erwärmte Milch dickte ein und wurde als relativ haltbares und kräftigendes Nahrungsmittel erkannt...
Den Süssmilchkäse haben unsere Vorfahren bei der Jagd entdeckt. In den Mägen erlegter Jungtiere fanden sie die weisse, feste Masse. Somit war auch die Wirkung des Labs bekannt und die Geschichte des Käsens und der Käse nahm ihren Anfang.
In der Antike hatte Käse als haltbares und eiweissreiches Lebensmittel seinen festen Platz in der Ernährung. Bald war Käse auch begehrte Handelsware und im kaiserlichen Rom fand sich auf den Märkten schon eine grosse Sortenvielfalt. Ging es den römischen Gourmets vor allem um den Geschmack, so wussten sie auch um den hervorragenden Nährwert und rüsteten ihre Legionäre damit aus. Die Verfeinerung der Käseherstellung und die Überlieferung von Rezepten verdanken wir mit Sicherheit den Klöstern. Viele Sortennamen erinnern noch heute an alte Traditionen.